Angst­er­kran­kun­gen — psy­cho­the­ra­peu­tisch gut behandelbar

Bild Methapher für Angst

Angst­er­kran­kun­gen – wenn die Angst stö­rend wird

Angst­er­kran­kun­gen haben viel­fäl­ti­ge Ursa­chen. Die unnö­ti­ge Scham Angst ein­zu­ge­ste­hen, ver­län­gert den hohen Lei­dens­druck und erschwert die Dia­gno­se. Ist die Angst­er­kran­kung erkannt, ist sie psy­cho­the­ra­peu­tisch gut behandelbar.

Die Reak­ti­on des Kör­pers auf Angst ist stär­ker wahr­nehm­bar als das Gefühl

Angst, das Gefühl, dass sich bei tat­säch­li­cher oder vor­ge­stell­ter Gefahr ein­stellt, ist die blitz­schnel­le Reak­ti­on unse­res Gehirns und Kör­pers. Heut­zu­ta­ge meist ein Fehl­alarm, der vom Gehirn schnell abge­stellt wer­den könn­te. Gelingt es nicht aus­rei­chend, wird die Angst zur Stö­rung. Die mas­si­ven kör­per­li­chen Sym­pto­me wie Atem­not, Zit­tern, Herz­ra­sen, Benom­men­heit, tro­cke­ner Mund und kal­ter Schweiß sind äußerst unan­ge­nehm. Die­se star­ke Stress­re­ak­ti­on des Kör­pers wird von den Betrof­fe­nen meist stär­ker wahr­ge­nom­men als das Gefühl selbst und löst die Angst vor der Angst aus. Dadurch gera­ten Betrof­fe­ne in einen Teu­fels­kreis der Angst. Dazu kommt häu­fig die Scham die Angst ein­zu­ge­ste­hen. Ver­ständ­lich, dass vie­le Betrof­fe­ne die aus­lö­sen­den Situa­tio­nen ver­mei­den und dazu nei­gen, die Angst­stö­rung zu ver­ber­gen. Dabei gehö­ren Angst­er­kran­kun­gen in Deutsch­land zu den häu­figs­ten psy­chi­schen Erkran­kun­gen, die mit einer gene­ti­schen Ver­an­la­gung zusam­men­hän­gen. Vie­le Betrof­fe­ne lei­den unnö­tig lan­ge unter den Erkran­kun­gen, da unnö­ti­ge Scham und die schwie­ri­ge Dia­gno­se die früh­zei­ti­ge Behand­lung ver­hin­dern. Dabei sind Angst­er­kran­kun­gen psy­cho­the­ra­peu­tisch gut behandelbar.

Ich hat­te mein gan­zes Leben vie­le Pro­ble­me und Sor­gen. Die meis­ten von ihnen sind aber nie­mals eingetreten.” 

– Mark Twain –

Die neu­ro­wis­sen­schaft­li­che Betrach­tung der Angst

Angst ist die Fol­ge der blitz­schnel­len Reak­ti­on unse­res Gehirns auf einen äuße­ren Reiz, der eine Gefahr sein könn­te. Wahr­schein­lich hat das jeder Mensch schon mal erlebt, ein lau­ter Knall oder ein vor­bei­hu­schen­der Schat­ten der eine Kas­ka­de von Reak­tio­nen erhöh­ter Alarm­be­reit­schaft aus­löst. Die Schreck­se­kun­de, in der der Atem stockt, der Herz­schlag kurz aus­setzt, sich die Mus­keln anspan­nen und auch die Wahr­neh­mung wie hören und sehen geschärft sind. In die­sem Alarm­zu­stand ist die Amyg­da­la, der Man­del­kern beson­ders aktiv und steu­ert die Kas­ka­de der Angst­re­ak­ti­on über Hor­mo­ne. Die ver­mehr­te Aus­schüt­tung der Hor­mo­ne pusht den Kör­per zur äußers­ten Leis­tungs­fä­hig­keit. Der Tha­la­mus, auch bekannt als das Tor zu Bewusst­sein im Gehirn, lie­fert der Amyg­da­la eine Abschät­zung der Situa­ti­on, um zwi­schen Flucht, Kampf oder Tot­stel­len zu ent­schei­den. Eine genaue­re Ana­ly­se der Situa­ti­on erfolgt deut­lich spä­ter, wenn die Gefahr abge­klun­gen ist. Dazu wird der prä­fron­ta­le Cor­tex, ein jün­ge­rer Teil unse­res Gehirns hin­zu­ge­zo­gen und die Situa­ti­on mit abge­spei­cher­ter Erin­ne­rung durch Ein­be­zie­hung des Hip­po­cam­pus abge­gli­chen, durch­dacht und bewer­tet. Im Wesent­li­chen ist an die­sem Pro­zess der Hirn­stamm, der evo­lu­ti­ons­ge­schicht­li­che älte­re Teil unse­res Gehirns, betei­ligt. Er hat sich bereits vor ca. 500 Mil­lio­nen Jah­ren im Lau­fe der Evo­lu­ti­on ent­wi­ckelt und regu­liert alle lebens­wich­ti­gen Berei­che wie die Atmung, den Herz­schlag und Darm­tä­tig­keit. Der mensch­li­che Hirn­stamm unter­schei­det sich in sei­ner Funk­ti­ons­wei­se nicht von dem Hirn­stamm ande­rer Wir­bel­tie­re oder Reptilien.

Die evo­lu­ti­ons­bio­lo­gi­sche Betrach­tung der Angst

Evo­lu­ti­ons­bio­lo­gisch sichert die Angst­re­ak­ti­on das Über­le­ben, wie man ein­wand­frei an dem soge­nann­ten „Angst­ha­sen“ beob­ach­ten kann. Hasen die in akut lebens­be­droh­li­chen Situa­tio­nen nicht ange­mes­sen reagie­ren, wer­den gefres­sen und sind nicht mehr in der Lage Nach­kom­men zu zeu­gen. Das jet­zi­ge Leben ver­dan­ken wir den „Angst­ha­sen“ unter unse­ren Vor­fah­ren. Nicht nur unter dem Aspekt, dass sie uns eine Über­le­bens-kom­pe­ten­te Angst­re­ak­ti­on ver­erbt haben, son­dern auch dass ihre Ängs­te, Befürch­tun­gen und Sor­gen funk­tio­nal zur Ent­wick­lung wich­ti­ger Fähig­kei­ten zur Vor­sor­ge ent­wi­ckelt haben. Die Angst vor Hun­ger und Hun­ger­tod ist schon in der Stein­zeit ein guter Antrieb, um Kon­ser­vie­rungs­me­tho­den für Lebens­mit­tel und den Anbau von Getrei­de zu entwickeln.

Wie ent­ste­hen Angsterkrankungen?

Frü­her ging man von ver­schie­de­nen Theo­rien aus, um die Ent­ste­hung von Angst­stö­run­gen zu erklä­ren. Die Lern­theo­rie, die Ent­ste­hung durch trau­ma­ti­schen Kind­heits­er­leb­nis­sen oder ein Ungleich­ge­wicht von Boten­stof­fen im Gehirn. Heut­zu­ta­ge gibt es ver­mehrt wis­sen­schaft­li­che Unter­su­chun­gen, die der Ver­er­bung eine grö­ße­re Rol­le zuwei­sen. Durch wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en an Zwil­lin­gen wird die Erb­lich­keit auf 30% — 50% geschätzt. Aller­dings geht man heut­zu­ta­ge davon aus, dass es ein kom­ple­xer Pro­zess aus gene­ti­schen, neu­ro­bio­lo­gi­schen und psy­cho­so­zia­len Fak­to­ren der Umwelt handelt.

Die tie­fen­psy­cho­lo­gi­sche Betrach­tung der Angst

Angst hat immer einen Sinn, da sie uns vor zukünf­ti­gen Gefah­ren beschüt­zen will. Sie hat mit unbe­wuss­ten Wün­schen, Gedan­ken, Gefüh­len und Fan­ta­sien zu tun, die als Gefahr für das eige­ne Leben inter­pre­tiert wer­den. Ängs­te tre­ten dann auf, wenn bestimm­te Situa­tio­nen ein Sym­bol für die zumeist ver­bo­te­nen Wün­sche, Gedan­ken, Gefüh­le oder Fan­ta­sien sind. Ver­ständ­li­cher­wei­se wird das unan­ge­neh­me Gefühl der Angst und die damit ver­bun­de­ne kör­per­li­che Reak­ti­on ver­mie­den, ver­drängt oder ver­scho­ben. Die­se Abwehr­me­cha­nis­men ste­hen im Wider­spruch zu den eige­nen Bedürf­nis­sen und führt zu intra­psy­chi­schen Kon­flik­ten, die uns inner­lich über­mä­ßig beschäf­ti­gen. Die auf­de­cken­de und auf­lö­sen­de Arbeit ver­än­dert nach­hal­tig die Bezie­hung zu dem aus­lö­sen­den Sym­bol und zu sich selbst.

Das Pro­blem der Verdrängung

Angst führt zu einem erhöh­ten Adre­na­lin­spie­gel im Blut. Manch­mal genügt der kleins­te Anlass, um eine Angst­re­ak­ti­on aus­zu­lö­sen. Die Angst wird aus unnö­ti­ger Scham ver­steckt und das erschwert die Dia­gno­se der Angsterkrankung.

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Dr. rer. nat. Kirs­ten Linnow

Heil­prak­ti­ke­rin für Psy­cho­the­ra­pie | Hyp­no­se­the­ra­peu­tin | Zer­ti­fi­zier­te Kurs­lei­te­rin Stressmanagement

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Was sind die kör­per­li­chen Sym­pto­me einer Angsterkrankung?

Der Puls steigt an, das Blut weicht aus dem Gesicht, der Kör­per zit­tert und die Knie wer­den weich. Obwohl der Atem schnel­ler wird, kann das Gefühl ent­ste­hen, kei­ne Luft mehr zu bekom­men. Magen­schmer­zen, Durch­fall, Erbre­chen, wei­te Pupil­len, Schweiß­aus­brü­che, Harn­drang, Kopf­schmer­zen, Schwin­del und Ohn­machts­ge­füh­le kön­nen wei­ter Sym­pto­me sein. Ver­ständ­lich, das die hef­ti­gen kör­per­li­chen Sym­pto­me im Vor­der­grund ste­hen und sich man­che Men­schen der Ängs­te nicht bewusst sind. Die Fol­gen kön­nen Beschwer­den wie Ver­dau­ungs­pro­blem, Schlaf‑, Ess- und Kon­zen­tra­ti­ons­stö­run­gen, Herz­be­schwer­den von Herz­rhyth­mus­stö­run­gen, Atem­be­schwer­den, Inkon­ti­nenz, Depres­sio­nen, erhöh­te Infekt­an­fäl­lig­keit. Die Schwie­rig­keit für einen Arzt besteht dar­in, dass eine Rei­he von orga­ni­schen Ursa­chen aus­ge­schlos­sen wer­den muss, bevor eine Angst­er­kran­kung als Ursa­che für die kör­per­li­chen Beschwer­den erkannt wer­den kann.

Wie kön­nen Angst­er­kran­kun­gen behan­delt werden?

Aus den ver­schie­de­nen Kon­zep­ten, wie Angst­stö­run­gen ent­ste­hen, haben sich unter­schied­li­che Behand­lungs­me­tho­den ent­wi­ckelt. Die Ver­hal­tens­the­ra­pie hat sich aus der Idee der erlern­ten Angst­re­ak­ti­on ent­wi­ckelt. Der tie­fen­psy­cho­lo­gi­sche Ansatz arbei­tet mit den unbe­wuss­ten Wün­schen, Gedan­ken und Fan­ta­sien und auch trau­ma­ti­schen Kind­heits­er­leb­nis­sen. Wäh­rend der neu­ro­bio­lo­gi­sche Ansatz zur Phar­ma­ko­the­ra­pie führ­te, der über­mä­ßi­ge Angst­re­ak­ti­on mit Medi­ka­men­ten zur Regu­la­ti­on der Boten­stof­fe im Gehirn begeg­net. Der hyp­no­the­ra­peu­ti­sche Ansatz beschäf­tigt sich mit einer Neu­ver­net­zung der Gehirn­struk­tu­ren, damit die aus­lö­sen­den Situa­tio­nen oder Gegen­stän­den eine ange­neh­me­re Reak­ti­on im Gehirn aus­lö­sen. Da Angst­stö­run­gen zu den häu­figs­ten psy­chi­schen Erkran­kun­gen zäh­len, haben sich noch zahl­rei­che ver­fei­ner­te Metho­den ent­wi­ckelt, die ver­schie­de­ne Aspek­te der Ent­ste­hung mit­be­rück­sich­ti­gen. Angst­er­kran­kun­gen sind psy­cho­the­ra­peu­tisch gut behan­del­bar, ins­be­son­de­re wenn es nach dem ers­ten Auf­tre­ten zu einer früh­zei­ti­gen Behand­lung kommt.

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